Von zauberhaften Entdeckungen und Möglichkeiten. Was Kunsttherapie mit Magie zu tun hat.

 

Immer wieder erlebe ich in kunsttherapeutischen Prozessen Momente, die besonders faszinierend sind. Es sind solche, in denen sich eine Blockade löst, eine neue Tür aufgeht, eine Entdeckung an einer Stelle gemacht wird, an der sie nicht erwartet wurde.

 

Es entsteht dann sowohl für meine Klient*innen als auch für mich selbst immer wieder dieses Gefühl eines schwer zu erklärenden, fast mysteriös wirkenden Vorgangs. Es sind diese zauberhaften neuen Wege, auf denen über das Gestalten Neuland betreten wird, die ich an der Kunsttherapie so sehr liebe.

Big Magic.

Spontan möchte ich das alles beinahe magisch nennen, und gleich kommt mir eine Stelle aus einem Buch in den Sinn, die mich so sehr inspiriert hat, dass ich sie auch auf meine Website gestellt habe. Sie ist Elizabeth Gilberts Buch Big Magic entnommen:

 

Dies scheint mir die Kernfrage zu sein, von der jedes kreative Leben abhängt:

 

Hast du den Mut, die Schätze, die in dir verborgen liegen, hervorzubringen?

 

Zugegeben, ich habe keine Ahnung, was in dir verborgen liegt. Woher sollte ich das wissen? Du weißt es vielleicht selbst kaum, obwohl ich vermute, dass du zumindest einen flüchtigen Blick darauf erhascht hast. Ich kenne deine Fähigkeiten, deine Bestrebungen, deine Sehnsüchte, deine geheimen Talente nicht. Aber ganz sicher steckt irgendwo in dir etwas Wundervolles. Ich sage das voller Überzeugung, denn ich glaube zufällig daran, dass wir alle so etwas wie wandelnde Lagerstätten verborgener Schätze sind. Ich glaube, dass dies einer der ältesten und großzügigsten Streiche ist, den das Universum uns Menschen spielt, sowohl zu seinem eigenen als auch zu unserem Vergnügen: Tief in uns allen versteckt es unbekannte Edelsteine und tritt dann einen Schritt zurück und verfolgt, ob wir sie finden.

 

Die Jagd danach, die Juwelen zu bergen – das ist kreatives Leben. Der Mut, sich überhaupt auf diese Jagd zu begeben – das ist es, was eine alltägliche Existenz von einer magischeren unterscheidet. Die oft überraschenden Ergebnisse dieser Jagd – sie sind das, was ich Big Magic, die große Magie, nennen möchte.

 

(Elizabeth Gilbert, Big Magic. Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir gelingen, dt. Fassung Frankfurt am Main 2017, S. 18f.)

Den Körper sprechen lassen.

Früher oder später kommen die meisten Klient*innen an den Punkt, an dem sie das Vertrauen haben und sich die Erlaubnis geben, spontan und intuitiv zu gestalten - ich sage dazu gerne, „die Hand einfach machen lassen“. Das ist ein wichtiger Schritt in der Kunsttherapie, weil dieses möglichst unverstellte Gestalten einen möglichst unverstellten Blick auf das ermöglicht, was jetzt ist. So kann es gelingen, eine Antwort auf die eigene Frage zu bekommen, eine neue Perspektive auf eine Problematik einzunehmen und mehr Klarheit zu gewinnen.

 

Kürzlich zeigte sich dieser Vorgang in einer kunsttherapeutischen Sitzung besonders deutlich und löste bei meiner Klientin großes Erstaunen darüber aus, wie das möglich ist.

 

Nach einem anfänglichen Gespräch über eine belastende Situation habe ich sie zu einem Gestaltungsprozess eingeladen, an dessen Beginn sie etwas ratlos und unschlüssig darüber war, wie dieses Thema nun wohl am ehesten abzubilden sei. Nach einer kurzen Phase der Unsicherheit gelang es ihr, diese Gedanken beiseite zu schieben, sich ihren Impulsen zu überlassen und sich auf den Prozess einzulassen, ohne ihn bewusst zu steuern. In der anschließenden gemeinsamen Betrachtung und Reflexion ihrer Gestaltung stellte meine Klientin ehrlich erstaunt fest, dass dieses Bild tatsächlich mit ihrem momentanen Problem zu tun hat und etwas darüber ausdrückt. Obwohl sie das ja überhaupt nicht bewusst gesteuert habe. Wir konnten beginnen, es auf diesem neuen Weg zu erforschen und neue Möglichkeiten des Umgangs damit entdecken.

 

Genau darum geht es in der Kunsttherapie. Eine Verstrickung kann kaum dort gelöst werden, wo sie entstanden ist. Im Gestalten gehen wir einen anderen Weg, sehr vereinfacht gesagt, der Kopf bekommt eine Pause und der Körper darf sprechen. 

Inneres Erleben wird sichtbar.

Diese Momente, in denen wir achtsam auf die Reise gehen und auf ungeahnte Entdeckungen und Möglichkeiten stoßen, fühlen sich oft sehr besonders an. Man könnte fast sagen, magisch, doch gerade mit Magie hat dieser Prozess nichts zu tun.

 

Es ist kein geheimnisvoller, sondern ein ganz normaler, nachvollziehbarer und erklärbarer Vorgang: Im Gestalten bilden wir mit Farben und Formen das ab, was wir innerlich erleben. Man könnte auch sagen, innere Bilder werden zu äußeren Bildern. Oder: das materielle Bild vor uns ist der Spiegel unserer inneren Dynamik.

Sich innerlich bereit machen.

Im oben zitierten Text wird ein sehr zentraler Punkt angesprochen:

 

Hast du den Mut, die Schätze, die in dir verborgen liegen, hervorzubringen?

 

Es braucht Mut, Neues zu entdecken, es braucht Mut, sich auf die Reise zu begeben. Für den therapeutischen Zusammenhang möchte ich dieses Wort ein wenig modifizieren und lieber von einer Bereitschaft sprechen. Für jede gelingende Therapie braucht es einen inneren Antrieb, etwas verändern zu wollen. Eine Bereitschaft, sich auf die therapeutische Beziehung und den Prozess einzulassen.

 

Und so faszinierend und zauberhaft dieser Prozess immer wieder aufs Neue ist, so wenig hat er mit Zauberei zu tun. Kunsttherapie erweitert die Möglichkeiten, geht über das Gespräch hinaus und öffnet unsere Wahrnehmung auch für das, was zuvor in uns verborgen war. Ganz ohne Hokuspokus, anfangend damit, dass Gefühle und Empfindungen Formen und Farben annehmen dürfen.

 

 

 

Manchmal sind unsere Konflikte tiefgreifend und wir in unseren Handlungsmöglichkeiten so eingeschränkt, dass wir Unterstützung brauchen, um Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn du allein anstehst und dir Begleitung wünscht, kontaktiere mich daher gerne für einen kunsttherapeutischen Prozess. Ich helfe dir dabei, dich frei und ohne Blockaden auszudrücken. Gemeinsam schauen wir, was sichtbar wurde und suchen Worte für das Erlebte und Entstandene. Wir finden heraus, welche Antworten du darin entdecken kannst und welche Möglichkeiten sich für dich daraus ergeben. 

 

Mein Blog soll dazu anregen, selbst zu gestalten und sich in kreativen Prozessen mit sich selbst zu verbinden. Die vorgestellten Übungen zur kreativen Selbsterfahrung sind nicht zu verwechseln mit Kunsttherapie. Kunsttherapie erfordert eine ausgebildete Kunsttherapeutin / einen ausgebildeten Kunsttherapeuten. 

  

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