Oft kommen Menschen in die kunsttherapeutische Praxis, weil sie auch nach jahrelangen Gesprächen nicht zur Ursache ihrer Probleme vordringen konnten.
Weil das viele Reden und Nachdenken nicht geholfen hat.
Weil ein Thema nicht greifbar ist.
In der Kunsttherapie sprechen wir auch, doch wir gehen darüber hinaus vom ganzen Körper aus.
Wir achten darauf, wie dieser sich mitteilt.
Denn unser Körper ist der Leib, der alle Erfahrungen, die wir je gemacht haben, in sich aufgenommen hat.
Unsere Geschichte ist nicht nur kognitiv in uns gespeichert, sondern wir tragen sinnliche, emotionale und kognitive Spuren in uns.
Alles, was wir jemals über unsere Sinne erfahren haben, hat in uns Spuren hinterlassen.
Wir alle kennen das:
Ein bestimmtes Lied versetzt uns augenblicklich in eine Atmosphäre unserer Kindheit oder Jugend.
Ein bestimmter Geruch ruft in der Sekunde eine Erinnerung an eine längst vergangene Zeit hervor.
Denn wir sind nicht nur Körper, Geist und Psyche.
Wir sind ein äußerst komplexer Leib, der mit all seinen Sinnen auf die Welt ausgerichtet ist und allem, was ihm von innen und außen begegnet, Sinn und Bedeutung abgewinnen kann.
Unser Leib ist das Archiv, in dem alle unsere Lebensszenen abgespeichert sind.
Er ist die Chronik unseres Lebens.
Nun ist es aber so, dass unsere gemachten Erfahrungen nur zum Teil aktiv erinnerbar sind.
Ein Großteil bleibt verdeckt und wir werden davon gleichsam eingeholt, ohne konkret sagen zu können, warum wir uns so fühlen und woher das kommt.
Denn es sind unbewusst einverleibte, verdrängte oder vergessene Lebensatmosphären.
Was bedeutet das nun konkret und warum kann das problematisch sein?
Vergessenes oder Ausgeblendetes hört nicht auf zu existieren, sondern ist in uns gespeichert und wirkt von dort aus weiter.
Nicht gut eingeordnete und verarbeitete beziehungsweise nicht gut integrierte Erfahrungen mögen zwar aus dem Bewusstsein verdrängt worden sein, aber sie bilden Symptome.
Das Verdrängte kehrt wieder.
In Form von Erkrankungen, Störungen, Krisen, in der Wiederholung alter Geschichten, in unbewussten Fixierungen, in einseitiger Beziehungsgestaltung, im Scheitern von Lebensentwürfen, in wiederkehrenden Konflikten.
Und auch in einer Verhinderung von Möglichkeiten und der Einschränkung der eigenen Gestaltungskraft.
In der Kunsttherapie geht es daher - auch - um das Arbeiten mit diesen Verdrängungsprozessen.
Zusätzlich zum Gespräch können wir über das Gestalten mit unterschiedlichsten Materialien Zugang zu diesen unbewussten Inhalten bekommen.
Mit all unseren Sinnen können wir nun ausdrücken, was wir über die Sinne erfahren haben.
Mit einem stimmigen Material, den eigenen Impulsen folgend, in eine tiefe Verbindung mit uns selbst gehen.
Das ausdrücken, was Eindruck gemacht hat.
Anschließend können wir diesen Prozess und die entstandene Gestaltung betrachten.
Und ohne Bewertungen gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen.
- Was hat sich da jetzt gezeigt?
- Was ist aus der Tiefe aufgetaucht und sichtbar geworden?
- Wie kann ich das nun Sichtbare be-greifen?
- Welchen Sinn kann ich dem abgewinnen?
- Welche Antworten finde ich auf meine Fragen?
- Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?
Dieser Prozess ist kraftvoll und kann herausfordernd sein.
Er ist auch sehr schön, denn er ermöglicht einen neuen Blick auf uns selbst.
Und nicht nur Belastendes ist in unserem Unbewussten gespeichert, sondern auch eine ganze Fülle schützender, fördernder und lebensbejahender Erfahrungen.
Auch an diese Quellen schließt die kunsttherapeutische Arbeit an. Das ist nicht zuletzt deshalb von großer Bedeutung, weil wir einen möglichst stabilen Boden brauchen, wenn wir uns mit Belastendem beschäftigen. Es ist wichtig, Schwieriges kompensieren zu können. Denn die Aufdeckung von Konfliktreichem ist ja nicht per se heilsam, sondern kann auch destabilisierend sein, wenn die eigene Belastbarkeit und Integrationskraft nicht ausreichen, um das neu Wahrgenommene auch verarbeiten zu können.
Ein guter Zugang zu unseren Ressourcen hilft, mit Belastendem umgehen zu können.
So können sich allmählich hinderliche innere Bilder in förderliche verwandeln.
Ein ganz wesentlicher Faktor auf diesem Weg ist die Veränderbarkeit des künstlerischen Materials.
Denn wenn ich gestalte, gestalte ich immer auch mich selbst.
Das was am Material an neuen Formungen möglich wird, wirkt im Gestaltungsprozess auf mich zurück.
Ausdruck - Eindruck, Ausdruck - Eindruck....
... Selbstgestaltung.
Manchmal sind unsere Konflikte tiefgreifend und wir in unseren Handlungsmöglichkeiten so eingeschränkt, dass wir Unterstützung brauchen, um Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn du allein anstehst und dir Begleitung wünscht, kontaktiere mich daher gerne für einen kunsttherapeutischen Prozess. Ich helfe dir dabei, dich frei und ohne Blockaden auszudrücken. Gemeinsam schauen wir, was sichtbar wurde und suchen Worte für das Erlebte und Entstandene. Wir finden heraus, welche Antworten du darin entdecken kannst und welche Möglichkeiten sich für dich daraus ergeben.
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